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Nach den Römern kam Heinrich Böker

Die Geschichte der „süßen Golmbacher Perle“

Der römische Feldherr Lucius Lucinius Lucullus brachte die ersten kultivierten Süßkirschen um 70 vor Christus nach Rom. Er entdeckte die Obstbäume mit den schmackhaften Früchten bei einem Feldzug an der Südküste des Schwarzen Meeres. Mit der römischen Herrschaft verbreitete sich die Süßkirsche über ganz Europa. Aber schon in der Steinzeit wurde die Wildform der Süßkirsche, die Vogelkirsche, von den Menschen als Nahrungsmittel genutzt. Die Herkunft der Sauerkirsche ist dagegen unklarer - man vermutet, dass es sich bei der Urform der Sauerkirsche um eine Kreuzung zwischen der Vogelkirsche mit einer kleinasischen Steppenkirsche handelt. 

Ungezählte Sorten durch Veredlung

Schon in der Antike war vor allem die Technik des Pfro­pfens für die Veredlung von Obstbäumen bekannt. Für den nördlichen Teil Europas ist diese Technik erst seit dem Mittelalter nachweisbar. Seitdem hat sich die Vielfalt der Obstsorten ständig erhöht und viele mittelalterliche Sorten haben sich bis heute erhalten. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ist diese Vielfalt nun gefährdet .

 

Kirschauktion bei Golmbach

Wahrscheinlich gab es schon in früheren Zeiten Kirschbäume in Golmbach. Doch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren dies nur einzelne Kirschbäume in den Gärten. Das änderte sich in den 1880er Jahren, als die Wegebauverwaltung entlang der Rühler Straße Kirschen anpflanzen ließ. Damals war es üblich, die Ernte der Straßenbäume im Rahmen einer Auktion anzubieten. Wer den Zuschlag bekam, konnte an „seinem“ Kirschbaum teilweise einen ganzen Zentner Kirschen ernten.

 

Pionier des Golmbacher Kirschanbaus: Heinrich Böker

Zu den Teilnehmern dieser Auktion zählte auch der Golmbacher Landwirt Heinrich Böker. Er fand heraus, dass der Mergelgrund seiner Schafweide am Eichholz beste Wachstumsbedingungen für Kirschen bot. 

Die ersten Plantagen

1899 begann Heinrich Böker mit der Anlage der ersten Golmbacher Kirschplantage, indem er junge Wildkirschen, die er in den Wäldern der Umgebung fand, pflanzte. Im Jahr darauf veredelte Heinrich Böker die „Wildlinge“ – sein erster Kirschgarten umfasste 50 Kirschbäume. Die Technik des Okulierens und des Pfropfens hatte er auf der Landwirtschaftsschule in Holzminden erlernt. Böker legte besonderen Wert auf eine abwechslungsreiche Sortenwahl mit unterschiedlichen Reifezeiten.

 

Heinrich Böker starb bereits 1909 im Alter von 42 Jahren. Sein Sohn Heinrich Böker jun. führte das Werk des Vaters allerdings mit dem gleichen Eifer und viel Energie fort. Heinrich Böker jun. erlernte sein Handwerk zudem an der landwirtschaftlichen Schule in Eschershausen.

 

Angeregt durch Heinrich Böker begann wenige Jahre später auch sein Schwager Heinrich Sander mit dem Anbau von Kirschen auf einer benachbarten Rinder- und Schafweide. Der Sandersche Betrieb wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum größten Obsthof der Region. Nach dem Tod von Hans-Heinrich Sander wurde der Betrieb 2017 eingestellt.

Böker -Großkothof 41 - 1910.png

Aus dem Fotoalbum der Familie Böker

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